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Wenn jeder Schritt schmerzt - Achillessehnenschmerzen aus ganzheitlicher Sicht

  • sonJA
  • 21. Juli
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 26. Juli

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Vielleicht kennen Sie das: Der erste Schritt am Morgen fällt schwer, die Ferse zieht, die Achillessehne schmerzt – und das jeden Tag ein bisschen mehr. Solche Anlaufschmerzen sind in meiner Praxis ein häufiges Thema. Wenn sie sich meldet, lohnt es sich, genau hinzuschauen. In diesem Beitrag erfahren Sie:


  • Wissenswertes zur stärksten Sehne des menschlichen Körpers

  • welche körperlichen und funktionellen Ursachen hinter Achillessehnenprobleme stecken können

  • was Ihre Sehne auf seelischer Ebene möglicherweise ausdrückt

  • und welche ganzheitlichen Maßnahmen helfen, wieder schmerzfreier und stabiler durchs Leben zu gehen.


Dieser Beitrag dient der Information und ersetzt keine ärztliche oder therapeutische Diagnose bzw. Behandlung. Bitte lassen Sie anhaltende Beschwerden immer fachlich abklären.


Wissenswertes zur Achillessehne


  • Benannt nach einem (verletzlichen) Helden: Die Achillessehne ist nach dem griechischen Helden Achilles benannt. Der Legende nach war sie seine einzige verwundbare Stelle – daher der Ausdruck „Achillesferse“ für eine Schwachstelle.

  • Hält tonnenweise Belastung aus: Die Achillessehne kann beim Laufen das 7- bis 10-fache des Körpergewichts aushalten – also bei 70 kg rund 700 kg Kraft!

  • Sie ist etwa 15 cm lang und verbindet die Wadenmuskulatur (Gastrocnemius & Soleus) mit dem Fersenbein (Calcaneus).

  • Ohne sie – kein Abdrücken beim Gehen oder Springen: Die Achillessehne ist zentral für Sprung, Gang und Standfestigkeit. Sie ist der Schlüssel für Vortrieb – sie bringt uns wortwörtlich vorwärts.

  • Sie liebt Regelmäßigkeit – hasst Überraschungen: Plötzliche Belastungssprünge (z. B. neue Schuhe, Bergläufe, intensives Training) mag sie gar nicht. Langsame Steigerung ist ihr Ding.

  • Sie ist schlecht durchblutet – aber sehr sensibel: Die Achillessehne hat eine relativ geringe Durchblutung, was sie anfällig für Überlastung und langsamere Heilung macht – aber sehr viele Schmerzrezeptoren.

  • Nicht nur Sportler*innen betroffen: Auch bei langem Sitzen, Stress oder schlechter Haltung kann sie überlastet werden – z. B. durch eine dauerhaft verkürzte Wadenmuskulatur.

  • Sie „spricht“ oft als Erste, wenn innerer Druck steigt: In der Körpertherapie gilt die Achillessehne als Symbol für Standfestigkeit, Erdung und Vorankommen – sie meldet sich oft, wenn innere oder äußere Balance fehlt



Mögliche Ursachen für Anlaufschmerzen am Achillessehnenansatz


1. Degenerative Veränderungen / Tendinopathie

  • Chronische Überlastung → Mikrotraumata, degenerative Umbauprozesse im Sehnengewebe

  • Oft ohne Entzündung, aber mit verdickter, schmerzempfindlicher Sehne

  • Häufig bei Sportlerinnen, Läuferinnen oder stehenden Tätigkeiten


2. Entzündliche Reizung (Insertionstendinitis)

  • Reizung am Sehnenansatz an der Ferse (calcaneal)

  • Meist nach Überbelastung, harter Untergrund oder falsches Schuhwerk

  • Typisch: Anlaufschmerz, besser bei Bewegung – wieder schlimmer nach Belastung


3. Verkürzung / Verspannung der Wadenmuskulatur

  • Gastrocnemius & Soleus setzen in die Achillessehne ein

  • Eine myofasziale Verkürzung oder Triggerpunkte führen zu Zugspannung am Ansatz

  • Häufig bei zu wenig Dehnung oder nach langer Ruhestellung


4. Biomechanische Fehlstellungen

  • Knick-Senkfuß, Plattfuß oder Hohlfuß verändern die Druckverhältnisse an der Ferse

  • Beinlängendifferenzen oder Beckenschiefstand führen zu asymmetrischer Belastung

  • Auch Laufstil und unpassende Schuhe können mitwirken


5. Verklebungen / Narben / Faszienrestriktionen

  • Nach Verletzungen oder Operationen

  • Eingeschränkte Gleitfähigkeit der Sehne in ihrer Umgebung

  • Auch Verklebungen der Plantarfaszie wirken oft bis zur Achillessehne


6. Systemische Faktoren

  • Rheuma, Morbus Bechterew (Spondyloarthritis) → Sehnenansatzreizungen als Frühsymptom

  • Gicht, Stoffwechselstörungen

  • Medikamente (z. B. Cortison, Fluorchinolon-Antibiotika) → Sehnenschwächung möglich


7. Trainingsüberlastungen / Belastungssprünge

  • Plötzlicher Wechsel in Trainingsintensität oder -umfang

  • Zu schneller Wiedereinstieg nach Pause oder Verletzung

  • Zu wenig Pausen → Sehne reagiert mit Reizzustand


8. Ungenügende Regeneration / Kollagenschwäche

  • Sehnen bestehen aus Typ-I-Kollagen, brauchen Vitamin C, Aminosäuren, Zink, Kupfer

  • Zu wenig Schlaf, chronischer Stress, Alterungsprozesse → beeinträchtigen Reparaturen

  • Unterversorgung mit Wasser & Mikronährstoffen wirkt sich negativ auf die Sehne aus


9. Überreiztes Nervensystem

Chronische Sehnenschmerzen stehen oft im Zusammenhang mit einem überreizten oder dysregulierten Nervensystem. Dauerstress, innere Anspannung oder Schlafmangel können die Regeneration des Gewebes bremsen – und Schmerzen verstärken.

Wenn der Körper ständig im „Alarmmodus“ ist,

  • erhöht sich die Muskelspannung,

  • die Durchblutung verschlechtert sich,

  • Heilungsprozesse verlangsamen sich,

  • und selbst kleine Reize an der Sehne werden als Schmerz empfunden.


10. Psychosomatische Aspekte

Die Achillessehne verbindet nicht nur Wadenmuskulatur und Fersenbein – sie ist auch ein zentrales Element für unser Vorwärtskommen im Leben. Welche Belastungen trage ich mit mir herum? Wo fehlt mir Stabilität? Wie gut sorge ich für meinen Körper – und auch für meine innere Balance?


  • Themen wie Standfestigkeit, „ich kann nicht mehr auftreten“, innerer Druck

  • Anspannung in der Basis – oft bei Überlastung, Kontrollzwang, fehlender Erdung

  • Impulsfrage: Was hindert mich daran, loszugehen?



💡 Hinweise zur Unterscheidung:

  • Schmerz nur morgens / nach Ruhe → meist degenerativ-funktionell

  • Schmerz auch bei Belastung und dauerhaft → ggf. Entzündung oder strukturelle Schädigung

  • Einseitiger Schmerz → häufiger mechanisch

  • Beidseitiger Schmerz → auch systemische Ursachen bedenken



Achillessehnenrupturen aus "heiterem Himmel" – wenn der Körper stoppt, bevor der Kopf es merkt


Eine plötzliche Achillessehnenruptur – ohne großes Trauma, ohne Vorwarnung – passiert häufiger, als man denkt. Meist betrifft es sportlich aktive Menschen in der Lebensmitte, oft Männer zwischen 35 und 55 Jahren. Der Klassiker: ein harmloser Richtungswechsel, ein Sprung oder Antritt – und plötzlich reißt die Sehne.


Der Riss kommt scheinbar „aus heiterem Himmel“ – ist aber oft das Resultat schleichender Überforderung. Prävention heißt: Faszienpflege, gezieltes Krafttraining, Pausen ernst nehmen und auf Körpersignale hören. Denn was lange trägt, darf auch gepflegt werden.


Warum scheinbar aus dem Nichts?

  • Überlastung über Jahre: Mikrorisse, Verkürzungen oder degenerative Veränderungen bleiben lange unbemerkt.

  • Mangelnde Regeneration: Der Sehne fehlt oft Zeit zur Erholung, gerade bei Hobbyathleten mit Alltagsstress.

  • Fehlende Vorbereitung: Ungenügendes Aufwärmen, vernachlässigtes Faszientraining oder Dysbalancen tragen bei.

  • Kollagenabbau ab 30+: Die Sehne verliert an Elastizität – oft unbemerkt.

  • Medikamente & Stoffwechsel: Cortison, Statine oder Diabetes können das Sehnengewebe zusätzlich schwächen.


Ganzheitliche Maßnahmen bei Achillessehnenproblemen


Es ist mir ein Anliegen zu betonen, dass jeder Mensch einzigartig ist – mit individuellen Beschwerden, Lebensumständen und Reaktionen. Es gibt keine Standardlösung oder „Schema-F“-Therapie, die für alle gleichermaßen passt.

Die folgenden Maßnahmen stellen daher keine pauschalen Empfehlungen, sondern Anregungen und Impulse dar, die sich in meiner Praxis bewährt haben und zur Selbstreflexion oder begleitenden Unterstützung dienen können. Eine fundierte Diagnostik und individuelle therapeutische Begleitung bleiben in jedem Fall unerlässlich.


1. Sanfte Mobilisation & Dehnen

  • Fuß bewegen vor dem Aufstehen: Fuß kreisen, mit Zehen "zeichnen"

  • Mobilisation des Sprunggelenks und der Plantarfascie (z. B. mit Igelball, Faszienrolle)

  • Achten Sie dabei auf sanfte Bewegungen – kein Zerren!

  • Nervenmobilisierung


2. Wärme & Kälte gezielt einsetzen

  • Wärme zur Muskelentspannung vor dem Dehnen

  • Kälte (z. B. Topfenwickel oder Kühlpack) bei akuter Reizung zur Schmerzlinderung


3. Körperwahrnehmung & Entlastung

  • Spüren Sie bewusst in Ihr Standmuster: Tragen Sie mehr Gewicht auf einer Seite?

  • Übungen zur Beinachse, Beckenaufrichtung & bewussten Entlastung der Ferse

  • Barfußgehen auf weichem Untergrund (z. B. Wiese) verbessert die Sensomotorik


4. Ernährung & Gewebeaufbau

  • Förderung der Sehnenregeneration durch:

    • Vitamin C, Zink, Magnesium, Omega-3, Kollagenhydrolysat

    • Ausreichend Eiweißzufuhr (für Bindegewebe-Reparatur)

  • Ausreichend Trinken zur Faszien- und Zellversorgung


5. Sanfte Eigenmassage

  • Eigenmassage entlang der Achillessehne mit Öl (z. B. Arnika, Lavendel oder Beinwell)


6. Bewegung – aber angepasst!

  • Bewegung ist wichtig, aber in Maßen: Spazieren, Radfahren, Aquajogging

  • Vermeiden Sie ruckartige Belastungen, vor allem morgens oder nach Ruhephasen

  • Regelmäßigkeit statt Intensität – die Sehne liebt Dosierung und Kontinuität - Ihr Therapeut erklärt Ihnen die richtige Dosierung


7. Mentale & emotionale Ebene einbeziehen

  • Die Frage: Was hindert mich daran, loszugehen oder aufzustehen?

  • Entlastende Gedanken wie: „Ich darf mich neu ausrichten“, „Ich trage nicht alles allein“

  • Atemübungen zur Erdung und inneren Stabilität


Die Achillessehne ist mehr als nur eine Struktur – sie steht für Stabilität, Bewegung und innere Balance. Dieser Beitrag ist ein kleiner Einblick in ein komplexes Thema - ersetzt keine Therapie, kann aber ein erster Schritt sein. Bei Fragen, kontaktieren Sie mich gerne.

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